G E G E N D I E Z E I T
Fotos: Jana Margarete Schuler
Text: Britta Rotsch
75 Jahre nach Kriegsende erinnern Hunderte Gedenkstätten an die Verbrechen der Nazis. Auschwitz kennt jeder, Haslach und Hameln nicht. Zwei alte Männer pflegen unbekannte Erinnerungsorte und fürchten: Wir sind die Letzten.
Sören Fuß und Bernhard Gelderblom archivieren die Vergangenheit. Sie sind sich noch nie begegnet. Sie trennen 548 Kilometer voneinander, der eine lebt im Norden, der andere im Süden von Deutschland. Bernhard Gelderblom lässt seit Jahren Gedenktafeln im Ort aufstellen und poliert Stolpersteine, Sören Fuß reiste um die Welt, um überlebende Zwangsarbeiter ausfindig zu machen.
Die zwei Pensionäre haben eine Aufgabe, die viel Zeit und Kraft kostet. Sie erinnern an zwei von insgesamt über 265 Gedenkorten in ganz Deutschland. Orte, an denen Nationalsozialisten Gräueltaten verübten, direkt vor deren Haustür.
Beide sind während des Zweiten Weltkriegs geboren, der eine im Westen, der andere im Osten von Deutschland. Zwei ehemalige Lehrer, die das Bundesverdienstkreuz tragen, weil sie ihre gesamte Freizeit für den Erhalt der Gedenkstätten opfern. Sie führen Schüler und Erwachsene durch die Orte der NS-Diktatur und recherchieren für Angehörige, was aus ihren Verwandten wurde. Dieses Wissen heften sie seit Jahrzehnten feinsäuberlich in Hunderten von Ordnern ab. Wissen, das in der Zukunft in deutschen Wohnzimmern verstaubt oder verloren geht, wenn sie nicht mehr sind. Denn sie beide haben den gleichen Feind: die Zeit.
(Ganzer Text im GO-Magazin 2020)